Text & Lesung: Hans Gysi, Kreuzlingen
Photo & Video: Pierre Rey, Lommis
Copyright © Hans Gysi und REY Engineering
Knochen
Knochen sind brücken
Von den lebenden zu den toten Vom knie zur hüfte Vom steiss zum scheitel Knochen sind brücken Knochen sind krücken für den Aufrechten gang Knochen sind krücken für Muskeln und sehnen Knochen tragen brechen Knochen bilden neues blut Sie formen den körper Sie stehn nicht allein in der landschaft Knochen bilden ein gerüst Knochen bleiben übrig wenn alles vorbei ist der schädel von Yorick bringt Hamlet zum sprechen übers sein oder nicht sein Knochen kann man kochen Das gibt eine gute Sosse Knochen sind brücken Knochen sind krücken Knochen drücken ins fleisch Hans Gysi
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Gesprächsleitung: Oliver Kühn Christina Aus der Au, Theologin – Clemens Dober, Metzger – Urs Leuzinger, Archäologe – Cornelia Mechler, Kunsthistorikerin – Marco Niemann, Orthopäde Link zur Live-Aufzeichung: www.evang-frauenfeld.ch/veranstaltung/51933 Beinhart und knorpelweich, knüppeldick und hauchdünn – Knochen sind ein vielseitiges Material. Meist in symmetrischer Anordnung geben sie dem Körper seine Form, schützen die Organe vor Verletzungen und verhelfen in Kombination mit Sehnen, Muskeln und Bändern zur optimalen Bewegung. Beim Menschen, wie bei allen Wirbeltieren, haben Knochen ihre spezifischen Aufgaben; Knochenmark zum Beispiel erzeugt den Saft des Lebens – das Blut. Schon in der Frühzeit des Menschen wurden Knochen als Werkzeuge genutzt. Heute dienen ihre Strukturen in der modernen Architektur, in der Statik und im Gerätebau als Vorbilder. Auf Piratenflaggen und Hundefutter, auf Emblemen von Rockerbanden und Warnungen vor tödlicher Gefahr finden sich prägnante Knochensymbole. Viel Fleisch am Knochen stillt unsere kulinarischen Gelüste und macht Menschen und Tiere satt. (Bilder Pierre Rey)
Klappernde Skelette, Obelix und ein bisschen Tod: Das ist die Knochenschau von Kunstthurgau in Frauenfeld Kunstthurgau eröffnet am Freitag im kantonalen Verwaltungsgebäude an der Frauenfelder Promenade eine in sich runde Gruppenausstellung zu Knochen. 13 Kunstschaffende sind beteiligt. Während der Aufbauarbeiten zur Knochen-Ausstellung von Kunstthurgau im kantonalen Verwaltungsgebäude. (Bild Mathias Frei) Öffentliche Verwaltung: Das ist ein Knochenjob. Da ist die Knochen-Ausstellung der Gruppe Kunstthurgau im kantonalen Verwaltungsgebäude an der Promenade am richtigen Ort. 13 Kunstschaffende haben verschiedenartige Zugänge zum Thema gesucht, das viel Spielraum offen lässt. Daraus ist eine präsentable Schau geworden in einem lichtdurchfluteten Raum. Eine Projektgruppe arbeitet seit 2017 an dem, was am Freitagabend seine Eröffnung feiert. So mannigfaltig die Beiträge sind, so klar ist der rote Faden. Gerade bei Gruppenschauen ist das eine Kunst. Da ist zum Beispiel Sonja Aeschlimann, sie gehörte der Projektgruppe an. Im Sommer 2019 erlitt sie einen dreifachen Knöchelbruch. Schon im Spital begann sie, das Trauma aufzuarbeiten. Daraus entstanden sind die Publikation «My broken right foot» und zwei grosse Papierzylinder, auf denen sie Knochen und deren porösen Strukturen abstrahiert mit Filzstift darstellt. Die Ausstellung. (Bild Mathias Frei) Während sich Ursula Fehr der konkreten Knochenform in Bronze widmet, nähert sich Martin Mäder dem Thema über die mythologische Verwendung von Gebeinen im Tod-Kontext an. Er zeigt eine Ton-/Bildinstallation, ein «Mement’ossuary», also gewissermassen ein Beinhaus zum Andenken. Die abstrakten Bilder dagegen von Bianca Frei-Baldegger sollen den Weg des Irdischen symbolisieren. Bei Walter Fröhlich war ein auf einer Wanderung gefundener Tierknochen Ausgangspunkt für eine Druckserie. Walter Wetters Installation lässt ein Skelett bei einer Fussmassage entspannen. Des weiteren hat Ursula Bollack-Wüthrich Obelix’ Wildschwein aus Keramik geformt und Betty Kuhn Mäuseschädelknochen aus Terracotta. Marianne Jost-Schäffeler setzt einer Chromstahlkugel ein Hirschgeweih auf, während Martin Bührer den Teufel exhumiert hat und Elsbeth Harling sich knöchernen Redewendungen widmet. Diese stehen auf Bettlatten, den Knochen eines Betts, und bilden einen Turm, gewissermassen ein Skelett. Der Knochentempel von Barbara Rähmi und der Farbstiftknochen von Giancarlo Bolzan runden die Schau ab. Vernissage-Impressionen vom 23.10.2020—Einführung: Anders Stokholm, Stadtpräsident Frauenfeld (Bilder Pierre Rey)
OS LONGUM MOBILÉ Ossa Longa, zu Deutsch Röhrenknochen Knochen brechen und werden geschient, verdrahtet, verplattet, verschraubt, genagelt und heilen meist auf wundersame Weise wieder zusammen. Knochen lösen sich im Alter aber auch auf (Osteoporose) und verlieren damit ihre tragfähige einzigartige Leichtbau-Struktur aus fein verästelten Streben (Trabekel), die auch in der Technik und Architektur Verwendung findet. Den Boden des Mobilés gestaltet eine mikroskopisch vergrösserte abstrakte Darstellung dieser schwammartigen Knochenstruktur (Spongiosa). In Anlehnung an die «Knochen»-Ausstellung der kunstthurgau im «Glaspalast» Frauenfeld
siehe Video der Finissage mit Lesung siehe auch Kunstwürfel 2015 Sonja Aeschlimann öffnet für *5ünfstern zum 4. Mal Ihr AtelierAlle 3 Jahre findet *5ünfstern statt, an dem Ostschweizer Künstler (St.Gallen, Appenzell und Thurgau) Ihre Ateliers öffnen. Doch diesmal war mit COVID alles etwas anders: die Künstler durften Ihre Öffnungszeiten frei wählen. Sonja Aeschlimann öffnete Ihr Atelier am Wochenende vom 5./6. September 2020.
Hier ein paar Eindrücke für die Daheimgebliebenen: Im Kulturpavillon der Psychiatrie St. Gallen Nord lädt die Thurgauer Künstlerin Sonja Aeschlimann mit Bildern und Installationen zu rätselvollen Reisen ein. Die verschiedenen Materialien, Sujets und Techniken, welche die Halle unter dem Titel „Ankommen“ locker bevölkern, bezeugen einen prägenden Gestaltungswillen: nicht aufdringlich, eher leise und immer geheimnisvoll hallowil.ch, 19. August 2018, Peter Küpfer Im Kulturpavillon laden Sonja Aeschlimanns Bilder und Objekte zum Entdecken ein Schon der Weg zum heutigen Kulturpavillon ganz im Westen des Geländeparks der ehemaligen Psychiatrischen Klinik Wil (heute nüchtern-sachlich Psychiatrie St. Gallen Nord genannt) ist eine Reise. Das kleine, aber imposante Gebäude muss trotz Signalisation unter den verwunschenen alten Bäumen und entlang kleiner Kieswege aufgespürt werden. Leicht erhöht verheisst es mit seiner klassizistisch-hohen Fassade Vielversprechendes. Die erste Überraschung wartet schon in der Vorhalle. Das steht, säuberlich in Plastik verpackt, ein altes Rolf Benz-Sofa. Lädt es zum Verweilen und Ausruhen ein, wie der Titel der Ausstellung „Ankommen“ vermuten lässt? Vielleicht. Aber warum ist es dann so säuberlich eingepackt wie ein Postpaket? Ob es ebenfalls auf der Reise ist und sein Ankommen, wie das des Besuchers, höchst fraglich? Die Halle „bespielen“ Die hohe Halle des ehemaligen psychiatrie-eigenen Leichenhauses wirkt einladend hell. Der ganze Raum ist mit Kunst gefüllt, „bespielt“, wie die anwesende Künstlerin im Gespräch es nennt, allerdings locker. Auffallend ist das viele Licht, Weiss in Weiss. Dem Betrachter wird viel Raum überlassen. In der Mitte, hoch von er Decke bis zum Fussboden herabhängend, eine zentrale Installation. Es handelt sich um eine viele Meter lange eng beschriftete Rolle, auf der sich Stichworte in quasi endloser Folge zum Thema wiederholen: Ankommen im Universum, Ankommen in dieser Welt, Ankommen im Licht, im Sehen, Hören und Sprechen, Ankommen in Dir, Ankommen in der eigenen Reise, Ankommen im Lebensfrieden, und noch viele „Ankünfte“ mehr. Schliesslich auch das Ankommen im Tod. Davor grosse Schriftrollen, stehend oder liegend, zwischen denen man herumgehen kann, sie auch entziffern. Zeichnung und Zeichen An den Wänden hängen Bilder verschiedenen Formats. Der erste Eindruck ist Weiss. Nur langsam, und unter Näherkommen werden schemenhafte Formen, nebelhafte Umrisse, vage Flächen und Schichten erkennbar. Manchmal dominiert eine geometrische Form, manchmal erkennt man eine menschliche Figur, ein Gesicht. Immer muss man aber ihre Situation, etwa auch ihren Gesichtsausdruck, erraten. Im Gespräch bestätigt die Künstlerin: „Ja, ich bin eine Weissmalerin“. Man müsse in ihren Bildern vieles selbst entdecken, auch die Farbe, sagt sie. Tatsächlich nennt sie ein Bild denn auch „A touch of Blue and Pink“, bei dem man bei oberflächlicher Betrachtung nur Weiss sieht. Aber eben, das Oberfächliche ist nicht das Ding der Künstlerin, die bei Jo Bukowski studiert hat und gerne zeichnerisch und in Schichten malt. Bei näherem und längerem Betrachten stellen sich tatsächlich Farbschatten heraus, eher ahnbar als manifest. Spuren
Die Ostschweizer Künstlerin mit Atelier in Lommis, welche schweizweit und international Ausstellungen realisiert hat, sagt im Gespräch, sie habe ursprünglich die Ausstellung im Kulturpavillon unter dem Konzept „Spuren“ realisieren wollen. Angeregt auch vom einzigartigen Raum hier in Wil habe sie es dann aber in „Ankommen“ geändert. Sonja Aeschlimann liebt das Reisen und ist begeisterte Taucherin. Das Ankommen, das zur Ruhe Kommen, das Ziel allen Reisens habe sie gerade in letzter Zeit stark fasziniert. Das bezeugen die vielschichtigen Werke. Auch bei ihrer Betrachtung, man muss sich dafür etwas Zeit nehmen, stellt sich bald einmal das Gefühl ein, dass das wirkliche Ankommen auch nur ein neuer Aufbruch sei. Allerdings auf anderem Niveau. Die Kunst in der Medizin—Event with artistic bone models Lommis, 13. August 2017 ![]()
2016 haben wir vom Künstler Adrian Künzi traumhafte Stelen fürs Wohnzimmer erworben. Zusätzlich ein paar lustige Ringe aus Eichenholz im Freien auf der Garagenterrasse, die ausgekochten Suppenknochen nachempfunden sind. Zwei davon sind im Winter gesprungen und wir dachten uns, wenn schon «Knochen» (und mein Mann beruflich seit 2005 über die AO Foundation mit Knochenbruchheilung zu tun hat), wieso nicht eine echte Osteosynthese dran basteln? So ein realistisches Szenario mit Patienten-Evaluation, Pre-OP-Planung, Operation im OP-Dress&Mundschutz, Foto/Video-Dokumentation und späterem zusammenstellen eines PowerPoint-Cases. Und wer könnte dies nicht professioneller ausführen als ein TOP-Unfallchirurg? Also haben wir mit dem Implantate-Hersteller DePuySynthes abgeklärt, ob sie uns Kursmaterial und Support zur Verfügung stellen können, meinem Mann bekannte Ärzte kontaktiert, ob sie den «Patienten» behandeln würden und nicht zuletzt den Künstler angefragt, ob er mit einer solchen Behandlung seiner Kunstobjekte einverstanden ist und als "Patienten-Vertreter" teilnimmt. DePuySynthes hat uns kostenfrei modernstes OP-Material zur Knochen-Rettungsaktion zur Verfügung gestellt und der wohl erfahrenste, seit einem Monat pensionierte, Workshop-Verantwortliche Peter Schwab stellt den technischen Support sicher. Die beiden Chefärzte Theddy Slongo, Inselspital Bern und Reto Babst, Luzerner Kantonsspital haben sich spontan bereit erklärt, die Operation vor Publikum zu übernehmen. Und wenn alles gut verläuft, könnte dann im nächsten Sommer das erste Patienten-FollowUp stattfinden… Die vollständige Geschichte, inkl. weiterer Bilder und Videos finden sie auf Instagram: @safethebone Leben ist Bewegung—Bewegung ist Leben Frauenfelder Woche, 11. November 2015 Menschen kommen, Menschen gehen—Eilen, Verweilen Tanzen, Träumen—Weinen, Lachen Im Rahmen der Festlichkeiten von 75 Jahre kunstthurgau gibt Sonja Aeschlimann mit aktuellen Holzschnitt-Handruck-Arbeiten aus der Serie Menschen&Boote einen geheimnisvollen Einblick in ihr Schaffen. Puristisch klare Formen, reduziert auf die Farben Schwarz–Weiss und zartes Schellack-Gelb, verleihen den eigenwilligen Arbeiten Sonja Aeschlimann’s unverkennbare authentische Handschrift. |