Im Kulturpavillon der Psychiatrie St. Gallen Nord lädt die Thurgauer Künstlerin Sonja Aeschlimann mit Bildern und Installationen zu rätselvollen Reisen ein. Die verschiedenen Materialien, Sujets und Techniken, welche die Halle unter dem Titel „Ankommen“ locker bevölkern, bezeugen einen prägenden Gestaltungswillen: nicht aufdringlich, eher leise und immer geheimnisvoll hallowil.ch, 19. August 2018, Peter Küpfer Im Kulturpavillon laden Sonja Aeschlimanns Bilder und Objekte zum Entdecken ein Schon der Weg zum heutigen Kulturpavillon ganz im Westen des Geländeparks der ehemaligen Psychiatrischen Klinik Wil (heute nüchtern-sachlich Psychiatrie St. Gallen Nord genannt) ist eine Reise. Das kleine, aber imposante Gebäude muss trotz Signalisation unter den verwunschenen alten Bäumen und entlang kleiner Kieswege aufgespürt werden. Leicht erhöht verheisst es mit seiner klassizistisch-hohen Fassade Vielversprechendes. Die erste Überraschung wartet schon in der Vorhalle. Das steht, säuberlich in Plastik verpackt, ein altes Rolf Benz-Sofa. Lädt es zum Verweilen und Ausruhen ein, wie der Titel der Ausstellung „Ankommen“ vermuten lässt? Vielleicht. Aber warum ist es dann so säuberlich eingepackt wie ein Postpaket? Ob es ebenfalls auf der Reise ist und sein Ankommen, wie das des Besuchers, höchst fraglich? Die Halle „bespielen“ Die hohe Halle des ehemaligen psychiatrie-eigenen Leichenhauses wirkt einladend hell. Der ganze Raum ist mit Kunst gefüllt, „bespielt“, wie die anwesende Künstlerin im Gespräch es nennt, allerdings locker. Auffallend ist das viele Licht, Weiss in Weiss. Dem Betrachter wird viel Raum überlassen. In der Mitte, hoch von er Decke bis zum Fussboden herabhängend, eine zentrale Installation. Es handelt sich um eine viele Meter lange eng beschriftete Rolle, auf der sich Stichworte in quasi endloser Folge zum Thema wiederholen: Ankommen im Universum, Ankommen in dieser Welt, Ankommen im Licht, im Sehen, Hören und Sprechen, Ankommen in Dir, Ankommen in der eigenen Reise, Ankommen im Lebensfrieden, und noch viele „Ankünfte“ mehr. Schliesslich auch das Ankommen im Tod. Davor grosse Schriftrollen, stehend oder liegend, zwischen denen man herumgehen kann, sie auch entziffern. Zeichnung und Zeichen An den Wänden hängen Bilder verschiedenen Formats. Der erste Eindruck ist Weiss. Nur langsam, und unter Näherkommen werden schemenhafte Formen, nebelhafte Umrisse, vage Flächen und Schichten erkennbar. Manchmal dominiert eine geometrische Form, manchmal erkennt man eine menschliche Figur, ein Gesicht. Immer muss man aber ihre Situation, etwa auch ihren Gesichtsausdruck, erraten. Im Gespräch bestätigt die Künstlerin: „Ja, ich bin eine Weissmalerin“. Man müsse in ihren Bildern vieles selbst entdecken, auch die Farbe, sagt sie. Tatsächlich nennt sie ein Bild denn auch „A touch of Blue and Pink“, bei dem man bei oberflächlicher Betrachtung nur Weiss sieht. Aber eben, das Oberfächliche ist nicht das Ding der Künstlerin, die bei Jo Bukowski studiert hat und gerne zeichnerisch und in Schichten malt. Bei näherem und längerem Betrachten stellen sich tatsächlich Farbschatten heraus, eher ahnbar als manifest. Spuren
Die Ostschweizer Künstlerin mit Atelier in Lommis, welche schweizweit und international Ausstellungen realisiert hat, sagt im Gespräch, sie habe ursprünglich die Ausstellung im Kulturpavillon unter dem Konzept „Spuren“ realisieren wollen. Angeregt auch vom einzigartigen Raum hier in Wil habe sie es dann aber in „Ankommen“ geändert. Sonja Aeschlimann liebt das Reisen und ist begeisterte Taucherin. Das Ankommen, das zur Ruhe Kommen, das Ziel allen Reisens habe sie gerade in letzter Zeit stark fasziniert. Das bezeugen die vielschichtigen Werke. Auch bei ihrer Betrachtung, man muss sich dafür etwas Zeit nehmen, stellt sich bald einmal das Gefühl ein, dass das wirkliche Ankommen auch nur ein neuer Aufbruch sei. Allerdings auf anderem Niveau.
1 Comment
Die Kunst in der Medizin—Event with artistic bone models Lommis, 13. August 2017 ![]()
2016 haben wir vom Künstler Adrian Künzi traumhafte Stelen fürs Wohnzimmer erworben. Zusätzlich ein paar lustige Ringe aus Eichenholz im Freien auf der Garagenterrasse, die ausgekochten Suppenknochen nachempfunden sind. Zwei davon sind im Winter gesprungen und wir dachten uns, wenn schon «Knochen» (und mein Mann beruflich seit 2005 über die AO Foundation mit Knochenbruchheilung zu tun hat), wieso nicht eine echte Osteosynthese dran basteln? So ein realistisches Szenario mit Patienten-Evaluation, Pre-OP-Planung, Operation im OP-Dress&Mundschutz, Foto/Video-Dokumentation und späterem zusammenstellen eines PowerPoint-Cases. Und wer könnte dies nicht professioneller ausführen als ein TOP-Unfallchirurg? Also haben wir mit dem Implantate-Hersteller DePuySynthes abgeklärt, ob sie uns Kursmaterial und Support zur Verfügung stellen können, meinem Mann bekannte Ärzte kontaktiert, ob sie den «Patienten» behandeln würden und nicht zuletzt den Künstler angefragt, ob er mit einer solchen Behandlung seiner Kunstobjekte einverstanden ist und als "Patienten-Vertreter" teilnimmt. DePuySynthes hat uns kostenfrei modernstes OP-Material zur Knochen-Rettungsaktion zur Verfügung gestellt und der wohl erfahrenste, seit einem Monat pensionierte, Workshop-Verantwortliche Peter Schwab stellt den technischen Support sicher. Die beiden Chefärzte Theddy Slongo, Inselspital Bern und Reto Babst, Luzerner Kantonsspital haben sich spontan bereit erklärt, die Operation vor Publikum zu übernehmen. Und wenn alles gut verläuft, könnte dann im nächsten Sommer das erste Patienten-FollowUp stattfinden… Die vollständige Geschichte, inkl. weiterer Bilder und Videos finden sie auf Instagram: @safethebone Leben ist Bewegung—Bewegung ist Leben Frauenfelder Woche, 11. November 2015 Menschen kommen, Menschen gehen—Eilen, Verweilen Tanzen, Träumen—Weinen, Lachen Im Rahmen der Festlichkeiten von 75 Jahre kunstthurgau gibt Sonja Aeschlimann mit aktuellen Holzschnitt-Handruck-Arbeiten aus der Serie Menschen&Boote einen geheimnisvollen Einblick in ihr Schaffen. Puristisch klare Formen, reduziert auf die Farben Schwarz–Weiss und zartes Schellack-Gelb, verleihen den eigenwilligen Arbeiten Sonja Aeschlimann’s unverkennbare authentische Handschrift. |
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